Rheinmetall

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Die Rheinmetall AG ist ein börsennotierter deutscher Rüstungskonzern und Automobilzulieferer mit Sitz in Düsseldorf. Das Unternehmen wurde am 20. März 2023 in den deutschen Leitindex DAX aufgenommen, nachdem es zuvor 1996 Gründungsmitglied im MDAX (Mid-Cap-DAX) und seitdem ohne Unterbrechung in diesem Aktienindex notiert war.

Rheinmetall Im Überblick


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Im Geschäftsjahr 2022 (2021) erwirtschaftete das Unternehmen mit insgesamt 25.486 (23.945) Mitarbeitern (FTE) einen Umsatz von 6,410 (5,658) Milliarden Euro und wies ein EBIT in Höhe von 731 Millionen Euro (608 Millionen Euro) aus. Das Geschäftsjahr 2020 (2019) brachte einen Gesamtumsatz von 5,405 (6,255) Milliarden Euro mit weltweit 23.268 (23.780) Mitarbeitern (FTE). Rheinmetall war 2017 auf Platz 25 der größten Rüstungsunternehmen weltweit. Das Unternehmen ist seit dem 20. März 2023 im Deutschen Aktienindex DAX gelistet.

Geschichte |


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Gründung & Frühphase

Arbeiter beim Eindrehen des Zünders ins Geschoss eines von unter Karl Völler entwickelten Minenwerfers unter Verwendung von Präzisionswerkzeugen (Bildhauer Georg Busch)

Im April 1889 gründete der Hörder Bergwerks- und Hütten-Verein unter Generaldirektor Josef Massenez die Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik Actiengesellschaft, um für das Deutsche Kaiserreich Munition zu produzieren. Der thüringische Ingenieur Heinrich Ehrhardt (1840–1928) leitete den Bau des Rheinmetall-Werks in Düsseldorf und leitete dieses bis 1920.Neu entdeckte Quellen im Zentralarchiv von Rheinmetall sowie in anderen Archiven belegen, dass Heinrich Ehrhardt – anders als lange angenommen – nicht an der Gründung des Unternehmens beteiligt war. Der Berliner Bankier Lorenz Zuckermandel (1847–1928) war der erste Aufsichtsratsvorsitzende. Heinrich Ehrhardt hatte bei Rheinmetall bis 1920 die Position des Aufsichtsratsvorsitzenden inne. Außerdem stellte er dem Unternehmen viele seiner Patente und Erfindungen zur Verfügung und trug so maßgeblich zur technischen Entwicklung vieler Rheinmetall-Produkte bei. Das neu gegründete Werk in Düsseldorf-Derendorf an der Ulmenstraße begann im Dezember 1889 mit der Produktion.

Das Unternehmen expandierte in den Folgejahren sehr schnell, teils durch staatliche Aufträge und teils weil man in den Jahren 1891 und 1892 Patente auf zwei Verfahren zur Herstellung nahtloser Rohre erhielt. Um den durch Erweiterung des Stammwerks erhöhten Stahlbedarf zu decken, wurde 1892 die Metallwerk Ehrhardt & Heye AG in Düsseldorf-Rath erworben und 1896 als Abteilung Rath in das Unternehmen eingegliedert. Rheinmetall stellte 1896 das weltweit erste felddiensttaugliche Schnellfeuergeschütz mit veränderlichem Rücklauf und kombinierter Rohrrücklauf- und -vorholvorrichtung vor. Es basierte auf Patenten des Ingenieurs Konrad Haußner. Die preußische Artillerieprüfungskommission lehnte es (in Verkennung oder in Unkenntnis der Möglichkeiten) ab. Nach der erfolgreichen Einführung von Rohrrücklaufgeschützen durch Frankreich (Canon de 75 mle 1897) änderte sich diese Einstellung und die Entwicklung wurde für das Unternehmen zu einem großen wirtschaftlichen Erfolg. Für die Erprobung von Waffen und Munition wurde 1899 ein Gelände in der Nähe von Unterlüß in der Lüneburger Heide gepachtet. Dieser Standort existiert heute noch und umfasst heute eine Fläche von 50 Quadratkilometern. Auf Initiative von Heinrich Ehrhardt übernahm Rheinmetall 1901 die in Konkurs gegangene Munitions- und Waffenfabrik AG in Sömmerda und erweiterte so seine Produktpalette. Das als Dreyse’sche Gewehrfabrik gegründete Unternehmen produzierte Handfeuerwaffen, Patronen und Geschosszünder.

Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit

In den Folgejahren wuchs Rheinmetall auch auf Grund von Bestellungen aus dem Ausland. 1906 wurde das Werk in Düsseldorf erweitert. Bei Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 war Rheinmetall einer der größten Rüstungshersteller im Deutschen Kaiserreich und beschäftigte fast 8000 Mitarbeiter. Technischer Direktor der Rheinischen Metallwaaren- und Maschinenfabrik, nach der Telegrammadresse kurz Rheinmetall genannt, war der Ingenieur Karl Völler (* 22. Februar 1877), der am 15. Mai 1916 bei Experimenten mit neuer Munition auf dem Versuchsgelände in Unterlüß in der Lüneburger Heide starb. Bis zum Ende des Krieges vergrößerte sich die Belegschaft auf knapp 48.000 Arbeiter und Angestellte, darunter etwa 9000 Frauen. Die bebauten Flächen im Stammwerk vervierfachten sich in dieser Zeit.

Mit Ende des Krieges kam die Rüstungsproduktion zum Stillstand und Rheinmetall musste zahlreiche Mitarbeiter entlassen. Die Bestimmungen des Versailler Vertrages machten eine Umstellung auf zivile Produkte notwendig. Rheinmetall produzierte daher im Rheinland Lokomotiven, Eisenbahnwaggons, Landmaschinen und Dampfpflüge. Im Werk in Sömmerda wurden feinmechanische Geräte wie Schreib- und Rechenmaschinen hergestellt. Um die Produktion ziviler Güter sicherzustellen, wurde die Stahlproduktion in Rath verstärkt. Ab 1921 erlaubten die Bestimmungen der Alliierten wieder die Produktion von Waffensystemen in geringer Stückzahl. Allerdings wurde das Werk in Düsseldorf-Derendorf 1921 (Alliierte Rheinlandbesetzung) sowie von 1923 bis 1925 von belgischen und französischen Truppen besetzt (Ruhrbesetzung), teilweise verwüstet. Mangels Aufträgen musste die zivile Produktion bis auf die Herstellung von Dampfpflügen eingestellt werden. Die Staatsholding VIAG des Deutschen Reichs kaufte 1925 bei einer Kapitalerhöhung eine Mehrheitsbeteiligung an Rheinmetall. Im April 1933 kaufte Rheinmetall den vor der Liquidation stehenden Lokomotivhersteller Borsig und kam damit in den Besitz eines großen Werkes in Berlin-Tegel. Die Fusion 1936 führte zur Änderung der Firma in Rheinmetall-Borsig AG. Im Rahmen der Aufrüstung der Wehrmacht entwickelte und produzierte das Unternehmen ab Mitte der 1930er Jahre im Auftrag des Reichskriegsministeriums verstärkt Waffen und Munition. Die Fertigungspalette reichte von Maschinengewehren und -kanonen über Panzerabwehrgeschütze, Minenwerfer und Feldkanonen bis hin zu Flugabwehrkanonen und Eisenbahngeschützen. Für Entwicklung und Bau von gepanzerten Kettenfahrzeugen wurde 1937 in Berlin das Tochterunternehmen Alkett (Altmärkische Kettenwerke) gegründet (siehe auch: Montan-Schema). Von 1937 an handelte es sich um den zweitgrößten deutschen Rüstungskonzern. 1938 verlegte das Unternehmen seinen Sitz von Düsseldorf nach Berlin.

Zweiter Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Rüstungsproduktion maximal gesteigert und die Entwicklung neuer Waffensysteme gefordert. Der staatliche Einfluss durch Institutionen der Wehrmacht und die Eingliederung von Rheinmetall-Borsig in das Staatsunternehmen Reichswerke Hermann Göring nahm so weit zu, bis das Unternehmen vollständig verstaatlicht und in die planmäßige Kriegsvorbereitung integriert wurde. In den letzten beiden Kriegsjahren wurden die Produktionsstätten durch alliierte Luftangriffe erheblich beschädigt oder zerstört. Nach einem schweren Luftangriff auf die Werke in Düsseldorf wurden zahlreiche Produktionsbereiche in Gebiete der späteren DDR wie Apolda und des heutigen Polens wie Guben und Breslau verlagert. Auch die Werke in Berlin und Sömmerda richteten Verlagerungsbetriebe ein, wobei das Sömmerdaer Werk dennoch bis zum Kriegsende von Luftangriffen verschont blieb. Während des Krieges wuchs die Zahl der Beschäftigten auf bis zu 85.000 an. Nach Ende des Krieges waren die Werkanlagen der Rheinmetall-Borsig zum größten Teil zerstört. Die Betriebe in Düsseldorf, West-Berlin und Unterlüß kamen unter die Kontrolle der westlichen Alliierten und unter Treuhänderschaft. Alle Besitzungen in den von der Roten Armee besetzten Gebieten wurden enteignet. Einige Werke wurden von den Siegermächten vollständig demontiert.

Während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten zahlreiche Zwangsarbeiter in den Rheinmetall-Betrieben. Im Werk Unterlüß allein wurden am Kriegsende etwa 5000 ausländische Zwangsarbeiter sowie Kriegsgefangene (ca. 2500 Polen, 1000 aus der UdSSR, 500 Jugoslawen, 1000 aus anderen Ländern) von den britischen Truppen befreit. Zwischen 1944 und 1945 übernahm Rheinmetall-Borsig die Trägerschaft der Ausländerkinder-Pflegestätte in Unterlüß, die zugleich ein Entbindungsheim für Zwangsarbeiterinnen war, wie auch eine Tötungsstätte für deren Kinder. Zeitweilig waren in Unterlüß auch ungarische Jüdinnen aus einem Außenlager des KZ Bergen-Belsen eingesetzt.

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Zeit der deutschen Teilung

Rheinmetall war zum Kriegsende noch eingeschränkt produktionsfähig. So wies das Werk Düsseldorf Schäden von 60 bis 70 Prozent auf. Dennoch erfolgte zum 30. Juni 1945 die Kündigung der gesamten Belegschaft. Trotz dieses Schrittes blieb offenbar weiter ein kleiner Stamm von Angestellten und Arbeitern im Dienst, die Aufräumarbeiten vornahmen und im kleinen Umfang eine zivile Produktion betrieben. Die Rheinmetall-Standorte waren kaum von Demontagen betroffen.[16]

Deutsche Demokratische Republik

In der DDR wurde das ehemalige Rheinmetall-Werk Sömmerda am 3. Juni 1952 von der Sowjetischen Kontrollkommission an die DDR zurückgegeben. Es entstand ein volkseigener Betrieb (VEB). Unter dem Firmennamen VEB Mechanik Büromaschinenwerk Rheinmetall Sömmerda wurden Büromaschinen, Mopedmotoren für Simson SR1, SR2 und Spatz sowie Fotoapparate produziert. Am 5. Mai 1958 wurde das Sömmerdaer Werk wieder ein Teil eines großen Firmenverbundes, der Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Datenverarbeitungs- und Büromaschinen Erfurt.[17] Aus dieser entstand am 1. April 1969 das VEB Kombinat Zentronik, das am 1. Januar 1978 in dem VEB Kombinat Robotron aufging. Die Produktion von Mopedmotoren und Fotoapparaten wurde in den 1960er-Jahren aufgegeben. Haupterzeugnisse des nunmehr VEB Robotron Büromaschinenwerk Sömmerda (BWS) genannten Betriebes waren ab 1967 Drucker und ab 1981 Personal Computer (PC 1715, EC 1834, EC1835). Nach der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion wurde das Werk mit damals etwa 12.000 Beschäftigten unter der Treuhandanstalt als Robotron Büromaschinenwerk AG privatisiert und zum 1. Januar 1992 liquidiert.

Bundesrepublik Deutschland

Bis 1950 herrschte ein völliges Produktionsverbot. Danach wurde Rheinmetall-Borsig in eine reine Holdinggesellschaft im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland umgewandelt und zwei unabhängige Tochterunternehmen gegründet. Borsig in Berlin stellte Dampfkessel und Kälteanlagen her, während Rheinmetall in Düsseldorf Schreibmaschinen, Stoßdämpfer, Aufzüge, Gerbereimaschinen sowie Transport- und Verladeeinrichtungen baute. Diese zivile Produktion in Düsseldorf wird vom Unternehmen heute als wenig erfolgreich bezeichnet. Parallel wurden bereits 1950 Vorbereitungen auf die Wiederaufnahme der Rüstungsproduktion getroffen. Das Düsseldorfer Werk verfügte 1951 über 232, ein Jahr später über 440 Arbeitskräfte. Für 1954 sind erste Anfragen deutscher und Schweizer (ehemaliger) Rüstungsproduzenten beim Bund nachweisbar, die das Unternehmen kaufen wollten.

Den Aufschwung brachte das Jahr 1956. Im Juni wurde Rheinmetall-Borsig von der Röchlingsche Eisen- und Stahlwerke GmbH (heute Saarstahl) aus dem Besitz der Bundesrepublik Deutschland übernommen. Im August wurde Borsig an die Salzgitter AG verkauft. Die Holding firmierte ab November als Rheinmetall Berlin AG und das Tochterunternehmen in Düsseldorf firmierte ab 1957 als Rheinmetall GmbH. Bereits mit Aufstellung der Bundeswehr 1956 wurde wieder ein wehrtechnisches Produktionsprogramm aufgelegt. Rheinmetall produzierte Maschinengewehre, Maschinenkanonen und Munition. Das erste Produkt war das MG1. 1957 wurde die Wehrtechniksparte in eine GmbH umgewandelt. 1960 war ein Mitarbeiterstamm von 3080 Personen erreicht. Die Fertigung schwerer Waffen, wie Geschützrohre und Lafetten, wurde 1964 wieder aufgenommen. Dabei begann man mit der Ausstattung von Panzern und Artilleriegeschützen. Rheinmetall entwickelte eine Jagdpanzer-Kanone, einen Standard-Panzerturm und eine Panzer-Haubitze. Ein Jahr später begann die Entwicklung der 120-Millimeter-Glattrohrtechnologie unter Federführung von Raimund Germershausen.

Parallel zum zunehmenden Absatzerfolg und zum organischen Wachstum erwarb Rheinmetall zwischen 1958 und 1973 rund ein Dutzend kleinere Produktionsunternehmen, vornehmlich solche, die Güter des zivil-militärischen Dual-Use herstellten. 1974/75 erfolgten erste Erwerbungen ausländischer Firmen in Portugal, Großbritannien und den Niederlanden. Zur Ausweitung des Munitionssortiments auf pyrotechnische Produkte erwarb man 1970 eine Mehrheitsbeteiligung an der NICO Pyrotechnik Hanns Jürgen Diederichs KG. Auf dem Versuchsgelände in Unterlüß wurde 1972 eine Temperier-Versuchsanlage (TVA) zur klimatechnischen Erprobung von Waffen und Geräten, aber auch zivilen Produkten errichtet. 1978 begann die Serienfertigung der Feldhaubitze FH 70 (155 mm). Der erste Kampfpanzer Leopard 2 wurde am 24. Oktober 1979 an die Bundeswehr ausgeliefert. Er war mit der von Rheinmetall entwickelten, 120-Millimeter-Glattrohrkanone ausgerüstet.

In den Folgejahren wurde der zivile Geschäftsbereich des Unternehmens neu geordnet und 1981 durch den Kauf einer Aktienmehrheit an Jagenberg sowie dem Erwerb der Gasti-Verpackungsmaschinen und anderen Firmen verstärkt. 1999 wurde der Geschäftsbereich Verpackungstechnik zum Jahreswechsel an die IWKA Aktiengesellschaft, Karlsruhe, verkauft. Zu diesem Geschäftsbereich gehörten die Gesellschaften A+F Automation + Fördertechnik GmbH, Kirchlengern, Benhil Gasti Verpackungsmaschinen GmbH, Neuss, sowie die französische Erca Formseal S.A., Les Ulis, und die amerikanische Autoprod Inc., Clearwater mit insgesamt 822 Mitarbeitern. 1986 wurde der Unternehmensbereich Automobiltechnik durch den Kauf des Vergaserherstellers Pierburg GmbH aufgebaut. Gemeinsam mit der Diehl Munitionssysteme gründete Rheinmetall die Gesellschaft für Intelligente Wirksysteme (GIWS). Die GIWS spezialisierte sich auf intelligente Munition, Geschosse und sonstige wehrtechnische Wirksysteme. Auf Grund der veränderten weltpolitischen Lage passte Rheinmetall 1989 seine Firmenstrategie mit einer Diversifizierung in zivile Industrieprodukte an.

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1990er

Durch den Erwerb einer 60-Prozent-Beteiligung an der zur Friedrich Krupp AG gehörenden MaK System Gesellschaft 1990 erweiterte Rheinmetall seine Kompetenz im Bereich neuer Systeme für die Landstreitkräfte und Spezialfahrzeuge, etwa für den Einsatz im Umweltschutz. Die restlichen 40 Prozent kaufte das Unternehmen 1992 und wurde damit alleiniger Gesellschafter. Im selben Jahr lieferte Rheinmetall den ersten gepanzerten Waffenträger Wiesel an die Bundeswehr. Auch der Standort Düsseldorf-Derendorf wurde 1992 aufgegeben und die Produktionsstätten im Kompetenzzentrum Unterlüß gebündelt. Entwicklung, Vertrieb und Verwaltung zogen in einen Neubau nach Ratingen. Mit einer Beteiligung an der WNC-Nitrochemie GmbH in Aschau am Inn verstärkte das Unternehmen sein Engagement auf dem Gebiet der Munitionsfertigung. 1993 erweiterte Rheinmetall seine zivile Produktpalette durch den Erwerb der Mauser Waldeck AG zum Aufbau des Unternehmensbereiches Bürosysteme, die Übernahme der Heimann Systems GmbH zur Stärkung des Bereiches Sicherheitstechnik und den Erwerb der Mehrheit an den Preh-Werken zum Ausbau des Unternehmensbereiches Automobiltechnik. Aus der Rheinmetall GmbH wurde 1994 die Rheinmetall Industrie GmbH. 1995 erweiterte der Konzern seine Kompetenzen bei mittelkalibrigen Maschinenkanonensystemen durch eine 60-Prozent-Beteiligung an der Mauser-Werke Oberndorf Waffensysteme GmbH und ein verstärktes Engagement von Pierburg in den USA. Die Rheinmetall Industrie GmbH wurde 1996 in eine AG umgewandelt. Im selben Jahr erwarb die AG zur Stärkung der Kompetenzen in der wehrtechnischen Elektronik eine Beteiligung an der STN Atlas Elektronik aus der Konkursmasse der Bremer Vulkan.

1997 erlebte die Firma eine grundlegende Reorganisation. Nach dem Kauf des Kommunikationstechnikunternehmens Richard Hirschmann GmbH & Co. wurde dieses mit Rheinmetall Elektronik, Preh und Heimann Systems unter der Führungsgesellschaft Aditron zum Unternehmensbereich Industrielle Elektronik zusammengefasst. Der Geschäftsbereich Waffe und Munition wurde auf die neu gegründete Rheinmetall W&M GmbH übertragen. Der Bereich Automobiltechnik fiel in die Zuständigkeit der neuen KSPG, die nach der Fusion der neu erworbenen Kolbenschmidt mit Pierburg entstanden war. Die MaK Systemgesellschaft GmbH übergab dem Heer 1997 das erste Serienexemplar des Minenräumpanzers Keiler. Nach dem Mehrheitserwerb an der STN Atlas Elektronik GmbH 1998 wurde die zivile Schiffselektronik ausgegliedert und in die neu gegründete STN Atlas Marine Electronics GmbH mit Sitz in Hamburg überführt. Im selben Jahr wurden das erste Gerät des unter der Mitwirkung von Rheinmetall und MaK Systemgesellschaft neu entwickelten Waffensystems der Rohrartillerie, die Panzerhaubitze 2000 der Bundeswehr übergeben, und der Rhino-Minenräumer von MaK Systemgesellschaft im ehemaligen Jugoslawien eingesetzt. Rheinmetall übernahm die Wehrtechnik der BUCK System GmbH und formierte die BUCK Neue Technologien. Rheinmetall fasste 1999 seine wehrtechnische Kompetenz organisatorisch und gesellschaftsrechtlich unter dem Dach der neu gegründeten Rheinmetall DeTec AG (Defence Technologies) zusammen. Dadurch sollte die erforderliche Neuordnung der europäischen Rüstungsindustrie durch Konsolidierungen und Kooperationen strategisch vorbereitet werden. Im selben Jahr wurde die neue Gesellschaft durch Mehrheitsbeteiligungen an der Oerlikon Contraves, einem Anbieter von kombinierten Kanonen- und Lenkwaffensystemen für die Flugabwehr, und der Eurometaal Holding N.V., einem Artilleriehersteller von Mittelkalibern, gestärkt. Ende des Jahres übernahm Rheinmetall DeTec die Unternehmen KUKA Wehrtechnik und Henschel Wehrtechnik. Diese beiden Unternehmen wurden im Jahr 2000 mit der MaK Systemgesellschaft zur neuen Gesellschaft Rheinmetall Landsysteme zusammengefasst.

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Ab dem Jahr 2000

Der Vorstand Rheinmetalls beschloss 2000 eine Konzentration auf die Wehrtechnik, Automobiltechnik und Elektronik. Es folgte der Verkauf der Mauser Waldeck und der Jagenberg Papier- und Verpackungstechnik im Jahr 2000. Im Jahr 2002 wurden die Heimann Systems und die zur Eurometaal Holding gehörende Tochtergesellschaft Intergas verkauft und die Eurometaal geschlossen. 2003 wurde die verbliebene Jagenberg verkauft und Preh an die Deutsche Beteiligungs AG veräußert. Die Konzentration auf die wehrtechnischen Bereiche wurde 2004 mit dem Verkauf von Hirschmann und Nico Feuerwerk sowie der Teilung der STN Atlas Elektronik abgeschlossen.

Rheinmetall Landsysteme lieferte 2003 die ersten neuen minenschutzverstärkten Schützenpanzer Marder 1A5 aus. Zur Entwicklung des neuen Schützenpanzers Puma für die Bundeswehr gründeten Rheinmetall Landsysteme und Krauss-Maffei Wegmann das Gemeinschaftsunternehmen PSM GmbH, an dem beide Unternehmen zu 50 Prozent beteiligt sind. Die Röchling Industrieverwaltung veräußerte 2004 ihre Mehrheitsbeteiligung an der Rheinmetall AG. Die Aktienanteile wurden von rund 75 institutionellen Investoren übernommen. Im Geschäftsbereich Wehrtechnik wurden die Rheinmetall W&M NieGmbH mit der Mauser-Werke Oberndorf Waffensysteme GmbH, der Buck Neue Technologien GmbH sowie der Pyrotechnik Silberhütte GmbH auf die neue Rheinmetall Waffe Munition GmbH verschmolzen. Zusammen mit der Rafael Ltd. und der Diehl Munitionssysteme GmbH gründet Rheinmetall Defence Electronics das Gemeinschaftsunternehmen EuroSpike GmbH, das als Generalunternehmer für die Spike-Flugkörperfamilie tätig ist. Rheinmetall Landsysteme wurde 2005 Mitgesellschafter der neu gegründeten Heeresinstandsetzungslogistik (HIL). Das Unternehmen ist für einen Zeitraum von acht Jahren für die Instandsetzung von ausgewählten Fahrzeugen und Waffensystemen des deutschen Heeres verantwortlich. Um der veränderten Bedrohungslage Rechnung zu tragen und Systemlösungen für die Abwehr von Gefahren für die innere Sicherheit sowie für den Bevölkerungsschutz anzubieten, wurde das Geschäftsfeld Public Security eröffnet.

Rheinmetall erwarb im März 2008 vom niederländischen Mischkonzern Stork den Panzerhersteller Stork PWV. Auf diese Weise übernahm der Düsseldorfer Wehrtechnikkonzern den niederländischen Anteil der Herstellung von Boxer-Panzern, die für die Bundeswehr und das niederländische Heer entwickelt wird. Damit erhöht sich die Beteiligung am Boxer auf 64 Prozent. Rheinmetall und MAN gründeten im Mai 2010 das gemeinsame Unternehmen Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV). Hiermit entstand ein Komplettanbieter im Markt für militärische Radfahrzeuge, der die vollständige Palette der geschützten und ungeschützten Transport-, Führungs- und Funktionsfahrzeuge für internationale Streitkräfte abdeckt. An der Gesellschaft sind Rheinmetall mit 51 Prozent und MAN mit 49 Prozent beteiligt. Rheinmetall erwarb 2010 zunächst 51 % an den deutschen Aktivitäten der Verseidag Ballistic Protection und erhöhte im Januar 2011 seinen Anteil von 51 auf 100 Prozent; das Unternehmen wurde 2012 in Rheinmetall Ballistic Protection umbenannt. Im Februar 2011 erhöhte Rheinmetall seine Beteiligung an der ADS Gesellschaft für aktive Schutzsysteme in Lohmar auf 74 Prozent und übernahm damit die Mehrheit.

Rheinmetall überprüfte im Juli 2011 die Nachhaltigkeit der Zwei-Säulen-Strategie des Unternehmens mit den beiden Bereichen Automobiltechnik und Rüstung. Beiden Bereichen sollte es jeweils ermöglicht werden, ihre Wettbewerbspositionen mit größerer Flexibilität weiterzuentwickeln. In diesem Zusammenhang untersuchte Rheinmetall insbesondere die Möglichkeit eines Börsengangs von Kolbenschmidt Pierburg (KSPG), die im Rheinmetall-Konzern den Bereich Automobiltechnik repräsentiert; der Börsengang wurde aber im September 2012 vorläufig auf Eis gelegt. KSPG übernahm 2012 die Gleitlager-Aktivitäten der Kirloskar Oil Engines Ltd. (KOEL) in Pune (Indien). KOEL ist unter anderem der größte Gleitlagerhersteller Indiens und vornehmlich auf den dortigen Binnenmarkt konzentriert.

Rheinmetall und Cassidian haben im Januar 2012 ihre Aktivitäten im Bereich der unbemannten Flugsysteme und der Frachtladesysteme im Rahmen eines Joint Ventures gebündelt. Cassidian hält 51 Prozent und Rheinmetall 49 Prozent der Anteile an der neu gegründeten Rheinmetall Airborne Systems GmbH. Der Unternehmensbereich Defence von Rheinmetall trägt mit seiner im Februar 2012 eingeführten neuen Organisationsstruktur dem geplanten Unternehmenswachstum und der zunehmenden Internationalisierung Rechnung. Kern der neuen Organisationsstruktur bei Rheinmetall Defence bilden die Bereiche Combat Systems, Electronic Solutions sowie der Bereich Wheeled Vehicles. Auch der Unternehmensbereich Automotive hat seine Organisationsstruktur im Mai 2012 gestrafft. Dabei wurden die bisherigen sechs Geschäftsbereiche der KSPG in den drei Divisionen Hardparts, Mechatronics und Motorservice gebündelt.

2022 stellte Rheinmetall im Zuge der Rüstungsmesse Eurosatory ihren neusten Kampfpanzer KF51 Panther vor. Im November 2022 kaufte Rheinmetall den spanischen Munitionshersteller Expal für 1,2 Milliarden Euro. Rheinmetall verspricht sich eine steigende Nachfrage nach Munition nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 und in dem Zusammenhang auch einer Verbesserung der Lieferfähigkeit von Munition für den Flugabwehrkanonenpanzer Gepard. Im Dezember 2022 kündigte Rheinmetall eine verstärkte Produktion von Munition in Deutschland im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und einem Schweizer Veto zu Munitionslieferungen an. Das Unternehmen gab an, eine neue Fertigungsanlage für die Kaliber 20–35 Millimeter zu bauen. Die Anlage soll im Frühjahr 2023 fertiggestellt und die Produktion im Juni 2023 aufgenommen werden. Im Mai 2023 berichtete Rheinmetall über ein Joint Venture mit Ukroboronprom zur Herstellung und Wartung von Kampfpanzern des Typs KF51 Panther in der Ukraine.

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Konzernstruktur seit 2021

Im Februar 2021 fand eine Neuausrichtung des Konzerns statt. Aus der früheren Rheinmetall mit zwei Unternehmensbereichen Automotive und Defence entstanden fünf integrierte Divisionen, die vom Konzernvorstand direkt geführt werden. Die Trennung in die bisherigen Unternehmensbereiche Automotive und Defence entfiel. Die Zwischenholding der Rheinmetall Automotive in Neckarsulm wurde aufgelöst und in die Konzernstruktur integriert.

Vehicle Systems

Gepanzerte Kettenfahrzeuge

ABC-Schutzsysteme

Turmsysteme

Logistische Radfahrzeuge

Taktische Radfahrzeuge

Servicekonzepte und Ersatzteilmanagement

Weapon and Ammunition

Groß- und Mittelkaliberwaffen und deren Munition

Waffenstationen

Schutzsysteme

Antriebssysteme, Treibladungen und Pulver

Container- und zeltbasierte Shelterlösungen

Electronic Solutions

Flugabwehrsysteme

Soldatensysteme

Führungs- und Aufklärungssysteme

Feuerleitsysteme

Sensoren

Simulation für Heer, Luftwaffe, Marine und zivile Anwendungen

Cyber Security

Technische Dokumentation

Sensors and Actuators

Actuators

Emission and Thermo Systems

Pump Technology

Solenoid Valves

Materials and Trade

Aftermarket mit dem weltweiten Ersatzteilgeschäft

Bearings

Castings

Pistons

Konzernstruktur bis 2021

Unternehmensbereich Automotive

Rheinmetall Automotive (vormals KSPG, für Kolbenschmidt Pierburg Gruppe) war die Führungsgesellschaft des Unternehmensbereiches Automobiltechnik von Rheinmetall. Als Automobilzulieferer stellt Rheinmetall Automotive Produkte in den Bereichen Luftversorgung, Schadstoffreduzierung und Pumpen her und ist aktiv bei der Entwicklung, Fertigung und Ersatzteillieferung von Kolben, Motorblöcken und Gleitlagern. Entsprechend seiner strategischen Ausrichtung gliedert sich das Unternehmen in die drei selbstständig handelnden Divisionen Hardparts, Mechatronics und Aftermarket. Rheinmetall Automotive schlüsselte seine Aktivitäten in sieben Geschäftsbereiche auf. Im Einzelnen handelt es sich um die Geschäftsbereiche Kolbenschmidt (Herstellung von Kolben), Großkolben (Großkolben), Pierburg (Komponenten der Luftversorgung und Schadstoffreduzierung), Pierburg Pump Technology (Kühlmittel-, Öl-, Umwälz- und Vakuumpumpen), Gleitlager (Metalllager und Gleitelemente sowie Stranggusselemente), Aluminium-Technologie (Zylinderkurbelgehäuse), Motor Service (Vertrieb für Reparatur- und Instandsetzung für KSPG). 2020 betrug der Umsatz 2,151 Mrd. Euro, 2019 waren es 2,736 Mrd. Euro.

Unternehmensbereich Defence

Der Unternehmensbereich Defence der Rheinmetall-Group stellte Verteidigungs- und Rüstungsgüter her. Den Kern der Organisationsstruktur bildeten die drei Divisionen Weapon and Ammunition (deutsch: Waffe und Munition), Electronic Solutions (deutsch: elektronische Lösungen) sowie Vehicle Systems (deutsch: Fahrzeug-Systeme). Die Tochtergesellschaften und Beteiligungen der Rüstungssparte Rheinmetalls waren in diese drei Divisionen eingegliedert. Da der Genehmigungsprozess für den Rüstungsexport in Deutschland mit großen Risiken behaftet ist, weil die Geschäfte von der Zustimmung der jeweiligen Regierung abhängig sind, wickelt Rheinmetall große Geschäfte, wie die mit Saudi-Arabien auch über Tochterunternehmen ab. Diese haben ihren Sitz z. B. in Italien (RWM Italia) oder Österreich (RWM Arges). Rüstungsgüter, die in anderen Ländern produziert werden, unterliegen nicht der deutschen Rüstungsexport-Kontrolle. 2020 betrug der Rüstungsumsatz 3,723 Mrd. Euro und 2019 waren es 3,522 Mrd. Euro.

Kritik Und Strafrechtliche Ermittlungen

Ein von der Staatsanwaltschaft Bremen verhängtes Bußgeld in Höhe von mehr als 37 Millionen Euro akzeptierte der Konzern 2014, Bestechungsgelder an griechische Politiker und Beamte wurden gezahlt, um den Verkauf von U-Boot-Ausrüstungen zu erreichen. Ermittlungen gegen die Firma wegen Bestechung beim Verkauf des Leopard 2 nach Griechenland wurden eingestellt, weil das Auftragsvolumen geringer war als im Atlas-Fall und Rheinmetall bei der Aufklärung geholfen hatte.

Manager von Rheinmetall erhielten 2017 von der Stiftung Ethecon den Internationalen ethecon Black Planet Award. Kritik am Unternehmen gab es auch wegen Problemen bzgl. voreiliger Schuldzuweisungen durch die Verteidigungsministerin Lambrecht 2022 wegen angeblich mangelhafter Qualität bei dem Schützenpanzer Puma, obwohl 17 der 18 aufgetretenen Defekte bei einer Übung Ende Dezember durch entsprechend geschulte Soldaten selbst hätten behoben werden können.

Kontroverse Waffen


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Verschiedene Finanzkonzerne wie Nordea schließen Rheinmetall-Aktien aus ihren Fonds aus. Manager von Aktienfonds wie Verteidigungs-ETFs definieren Kriterien, die Unternehmen erfüllen müssen, damit sie deren Aktien in ihr Portfolio aufnehmen. Der Fondsanbieter Vaneck schließt in seinem Auswahlverfahren Unternehmen aus, die „nachweislich an der Herstellung von Anti-Personenminen (Ottawa-Vertrag), Streuwaffen (Osloer Übereinkommen), biologischen, chemischen und Brandwaffen, Kernwaffen außerhalb des Nichtverbreitungsvertrags, abgereichertem Uran und weißem Phosphor beteiligt sind“. Solche Waffen werden in der Finanzsprache als „kontrovers“ bezeichnet. Laut der Nachhaltigkeitsagentur ISS ESG, deren Daten Vaneck nutze, sei Rheinmetall „nachweislich über das Tochterunternehmen Nitrochemie an der Produktion von Komponenten für Uranmunition beteiligt“.

Literatur


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Christian Leitzbach: Rheinmetall: Vom Reiz, im Rheinland ein großes Werk zu errichten. Greven Verlag, Köln 2014, ISBN 978-3-7743-0641-7 (zwei Bände).

Otfried Nassauer: Hemmungslos in alle Welt. Die Munitionsexporte der Rheinmetall AG. Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit, Berlin 2016, ISBN 978-3-933111-16-6.

Schnell Infos


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Rechtsform Aktiengesellschaft

ISIN DE0007030009

Gründung 13. April 1889

Sitz Düsseldorf, Deutschland

Leitung

Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender

Peter Sebastian Krause

Dagmar Steinert

Ulrich Grillo, Aufsichtsratsvorsitzender

Mitarbeiterzahl 25.486 (2022)

Umsatz 6,4 Mrd. Euro (2022)

Branche Maschinenbau, Rüstungsindustrie, Automobilzulieferer

Website www.rheinmetall.com

Source: https://steamcommunity.com/sharedfiles/filedetails/?id=3039542335					

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